Geschichten aus dem Reich der Immen

Die Anfänge

weiter zu:   Kapitel 11 bis 20: Expansion

 

Kapitel   1: Wie alles begann
Kapitel   2: Erste Berührungen
Kapitel   3: Zusammenleben mit den Bienen
Kapitel   4: Lernen am lebenden Objekt
Kapitel   5: Die Früchte der Arbeit

Kapitel   6: Das Land, in dem (Milch und) Honig fließen
Kapitel   7: Speisung der Fünftausend ...
Kapitel   8: Auswinterung
Kapitel   9: Neue Königinnen braucht das Land
Kapitel 10: Schwarmfang

 

 

Kapitel 10: Schwarmfang

Franz hat angerufen - da hätte sich Jemand gemeldet, bei dem sei ein Bienenschwarm im Garten - ob mein Imker sich darum kümmern möchte.

Und ob der möchte, was für eine Frage!

Ich soll mitkommen, wären ja doch etliche Gerätschaften zu tragen, ist doch auch interessant und außerdem bräuchte er moralische Unterstützung. Und keine Angst: So ein Schwarm ist völlig friedlich.

Sie sind zuhause ausgezogen, es ist im Stock zu eng geworden. Zu viele Bewohner im Kasten, das Volk hat sich eine neue Königin gezogen, die nach dem Schlupf mit lautem Tuten (wir erinnern uns) verkündet, dass sie nun hier das Regiment übernimmt. Die alte Königin muss mit einem Teil der Bienen ausziehen, wenn sie nicht von der Nachfolgerin abgestochen werden möchte.

Dann sind sie also losgeflogen und haben in diesem besagten Garten einen Zwischenstopp eingelegt. Nun warten sie auf ihre Spurbienen, die nach einer geeigneten Behausung Ausschau halten und Meldung machen.

So zogen auch wir los. ER in freudvoller Erwartung seines ersten Bienenschwarmes - ICH mit einer Mischung aus Neugier und Beklemmen. Keine Ahnung, was mich dort erwartet. Bewaffnet mit Schleiern, Leiter, Schwarmfangkasten, Imkerbesen, Wassersprüher, und, und, und. Der ganze Kofferraum voll.

In meiner Vorstellung schwirrt es in diesem Garten nur so von Insekten, der Himmel ist schwarz, sie lassen sich auf mir nieder, umkreisen mich, krabbeln im Gras, wollen in Hosentaschen, Hosenbund und sonstdergleichen kriechen, sehen mich als Eindringling.

Weit gefehlt! Da sie nun obdachlos sind, haben sie ganz einfach andere Probleme, als sich um ein paar Zweibeiner zu kümmern. Ein frisch ausgezogener Bienenschwarm ist tatsächlich meist völlig friedlich, mein Imker streichelt zu Demonstrationszwecken gerne mal mit der ungeschützten Hand über einen Schwarm.

Vor Ort: Ein Reihenhausgarten ... ein Apfelbaum ... die Bienen um einen Ast "gewickelt" - Niemand fliegt hier aufgeregt umher, sie sitzen und hängen brav um diesen Ast bei Ihrer Königin ... die Bienen in einen Kasten geschüttelt ... den Kasten 2 Stunden stehen gelassen, damit Nachzügler noch einziehen können ... Kasten abgeholt ... fertig. Völlig unspektakulär

Der erste von vielen Schwärmen, die mein Imker während seiner inzwischen langjährigen Tätigkeit eingefangen hat. Mit und ohne Hilfe der Feuerwehr, aus luftigen Höhen, aus Bäumen, aus Sträuchern, von Mauern, von Balkonen, von einem Fahrrad, ... weitere Eindrücke hier.

Und da waren es schon vier!!! (Bienenvölker)

Fürth, 17.06.16
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Kapitel 9: Neue Königinnen braucht das Land

Durch diesen "Unfall" im vergangenen Winter, dem Verlust einer Königin, wurde für meinen Imker der Grundstein für den Einstieg in die Königinnenzucht gelegt.

Ich finde ja, man kann hier eigentlich nicht von "Zucht" sprechen. Denn ein Züchter betreibt stets Auslese und arbeitet nur mit den Individuen weiter, die die gewünschten Merkmale aufweisen. Bei den Bienen wären das z.B.

  • Friedfertigkeit
  • Honigertrag
  • Wabenstetigkeit (wabenstet sind sie, wenn sie brav auf den Waben sitzen bleiben die der Imker zieht, anstatt aufzufliegen)

Echte Zucht ist bei Bienen schwierig, da die Königinnen, die zu Ihrem Hochzeitsflug aufbrechen, zur Begattung sogenannte "Drohnensammelplätze" aufsuchen. Wie der Name schon sagt, sammeln sich hier die Drohnen der umliegenden Völker. Nur wenigen Imkern sind Drohnensammelplätze bekannt. Wie die Drohnen es schaffen, sich hier in stiller Absprache einzufinden, wie die Königinnen wissen, wo die Party steigt, ist ein bislang ungelöstes Rätsel der Natur.

Meinem Imker würde es nur allzu gut gefallen, so einen Sammelplatz zu kennen!!!

Insofern handelt es sich also in meinen Augen nicht um Königinnenzucht, sondern eher um Königinnenvermehrung. In der Fachliteratur ist jedoch stets von Zucht die Rede.

Echte Zucht findet auf sogenannten "Belegstellen" statt. In Gebieten, in denen sichergestellt werden kann, dass nur Drohnen von ausgewählten Völkern vorhanden sind. Auf Inseln zum Beispiel.

Solange in einem Volk noch Eier vorhanden sind die von einer Königin gelegt wurden, kann sich das Volk eine Nachfolgerin ziehen. Die auserkorene kleine Made bekommt eine komfortablere Kinderstube, als ihre Schwestern, eine sogenannte Weiselzelle, und wird mit speziellem Futtersaft gefüttert. Dem Gelee Royale.

Mein Imker, der sich inzwischen einen Brutapparat besorgt hatte, entnahm seinen Völkern diverse Weiselzellen und ließ sie in jenem Gerät unter kontrollierten Bedingungen schlüpfen.

Der Tag des Schlupfes kam und er präsentierte mir voller Stolz seine erste Jungkönigin, lagerte den Schlupfkäfig samt Hoheit für ein paar Minuten in unserer Küche zwischen und verschwand, um alle Vorkehrungen für das Einweiseln (dem Einsetzen der Königin in ihr künftiges Volk) zu treffen.

Nun muss man wissen, dass sich so eine Lady, wenn sie natürlicherweise im Bienenstock geschlüpft ist, mit lautem "Tuten" bemerkbar macht. So steht es in der Fachliteratur zu lesen und unser Franz hatte ebenfalls bereits davon gesprochen. Gehört hatten wir diese Töne bislang noch nicht. Wie auch!

Da stand ich also nun in der Küche und bestaunte ehrfürchtig die frischgeschlüpfte Jungköniging. Und mit einem mal - laut und vernehmlich: Tut, tut, tuuut.

ICH hatte den "ersten Schrei des Baby`s" als Erste hören dürfen! ER war gerade nicht anwesend!

Da kam glatt ein wenig Neid auf!

Fürth, 03.06.16
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Kapitel 8: Auswinterung

Der erste Winter kam - der erste Winter ging. Irgendwann stiegen die Temperaturen auf 10°C und da krochen die ersten Bienchen aus dem Stock um auszufliegen. Freude über Freude, alle drei Völker hatten überlebt.

Sie unternahmen ihren "Reinigungsflug". So nennt man das erste Ausfliegen nach dem Winter, wenn sie nach Monaten endlich wieder ihren Darm entleeren/reinigen können. Denn im Bienenstock herrscht strengste Hygiene, Toilette außerhalb, über den Hof. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht ratsam ist, zu dieser Zeit helle Wäsche im Garten an der Leine zum Trocknen aufzuhängen. Helle Unterlagen werden für diese Art von schmutzigen Geschäften bevorzugt!

Auf den zweiten Blick stellte sich jedoch heraus, dass der Winter doch nicht ganz so perfekt verlaufen ist. Eines der Völker hatte offenbar im Laufe der letzten Monate seine Königin "verloren". Was ihr zugestoßen ist, wissen wir nicht. Herzversagen? Meuchelmord wie im alten Rom? Zigarettenholen gegangen und nicht zurückgekehrt? Die Polizei tappt noch immer im Dunklen.

Ein Volk ohne Königin - ohne Weisel - ein weiselloses Volk. Weisellose Völker sind nicht gerade zum Spaßen aufgelegt. Der Ziehvater wurde zu Rate gezogen und bestätigte: Ein drohnenbrütiges Volk!

Warum drohnenbrütig? Die Bienen hatten natürlich längst bemerkt, dass sie führungslos waren. Keine Königin - keine Eier - keine Brut - kein Fortbestand des Volkes.

Da über den Winter auch keine Brut mehr vorhanden ist, aus der sie sich eine neue Königin ziehen könnten, sind sie sogar heillos weisellos, wie es im Fachjargon lautet. Heillos weisellose Völker sind erst recht nicht zum Spaßen aufgelegt.

In solchen Fällen beginnen die Arbeiterinnen selbst, Eier zu legen. Da Arbeiterinnen jedoch nicht begattet sind, schlüpfen aus diesen Eiern ausschließlich männliche Bienen, die sogenannten Drohnen. Deshalb drohnenbrütig.

Das Volk kann auf diese Weise zwar trotzdem nicht auf Dauer fortbestehen, sie sorgen jedoch zumindest noch für die Weitergabe ihres Erbgutes.

Es sei denn, der Imker setzt ihnen eine neue Königin zu, hierfür ist er schließlich unter anderem da! Einmal mehr war Franz die Rettung. Er konnte mit einer Durchlaucht aushelfen.

Fürth, 20.05.16
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Kapitel 7: Speisung der Fünftausend ...

... in unserem Fall wohl eher der Zwanzig- bis Dreißigtausend. Pro Volk!

Nach der Honigentnahme müssen sie natürlich eingefüttert werden. Zuckerwasserkochen war angesagt. Ca. 20 bis 25 kg Zuckerlösung pro Volk.

Sehr zu unserem Leidwesen gaben die Supermärkte der Region die Kilopäckchen Zucker nur in "haushaltsüblichen Mengen" ab. Also mussten wir sämtliche Supermärkte der Umgebung abklappern, um auf die benötigten Mengen zu kommen.

Mit irgendeinem der Filialleiter konnte mein Imker dann doch verhandeln und wir haben eine größere Menge auf einmal bekommen. In diesem Stadtteil mussten die Anwohner ihren Kaffee bis zur nächsten Lieferung wohl ungesüßt trinken. Kuchenbacken: Fehlanzeige!

Und in unserer Küche legten Wasserkocher und die großen Kochtöpfe Nachtschichten ein. Nun konnte der Winter kommen!

Inzwischen müssen wir keine "Zuckertouren" mehr unternehmen, die Bienen bekommen bereits fertige Invertzuckerlösung, die sie zum einen besser verwerten können und die uns zum anderen geliefert wird.

Fürth, 06.05.16
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Kapitel 6: Das Land, in dem (Milch und) Honig fließen

Dann kam also der große Tag, an dem die Honigschleuder eingeweiht wurde. Mein Imker war, wie immer, bestens vorbereitet, hatte sich alle notwendigen Gerätschaften besorgt.

Zunächst müssen die Honigwaben nämlich entdeckelt werden. Sprich, die mehr oder weniger dünne Wachsschicht, mit der die Bienen die reifen Honigwaben verschließen, muss entfernt werden - was zu meiner Aufgabe erklärt wurde.

Eine von diesen Arbeiten, die mal wieder einfacher aussehen, als sie sind. Ganz schön schweißtreibend und klebrig, aber souverän gemeistert.

Und ab mit den entdeckelten Waben in die Schleuder.
Neugierig stand die ganze Familie um das Teil herum und wartete geduldig, bis die süße Köstlichkeit endlich aus dem Ablaufhahn floss.

Unser erster, eigener Honig! Nicht zu toppen!

Mit Stolz überbrachten wir dem guten Franz das erste Glas und freuten uns sehr, dass der Inhalt der Bewertung seines geübten Gaumens stand hielt. Diese Geste haben wir in den folgenden Jahren beibehalten. Das erste Glas jeder Jahresernte bekam stets der imkerliche Ziehvater.

Fürth, 22.04.16
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Kapitel 5: Die Früchte der Arbeit

Nun liegt es in der Natur der Bienen, dass sie Honig erzeugen. Und der möchte bitteschön auch irgendwann geerntet werden. Quasi als "Entschädigung für die Unannehmlichkeiten".

Also musste eine erste Honigschleuder her. Somit war Kleinanzeigen lesen in den gängigen, regionalen Zeitungen angesagt.

So eine alte Rumpel aus Weißblech, womöglich noch mit Handkurbel, kam ja schon mal gar nicht in Frage. Eine ordentliche Maschine war gewünscht. Mein Mann LIEBT Maschinen. Sie machen uns das Leben nunmal leichter. Vier Waben Fassungsvermögen, Edelstahl, motorbetrieben. Drunter geht nichts!

Irgendwie hat er eine gebrauchte Schleuder aufgetrieben, denn der Neupreis für ein Edelstahlgerät lag schon damals bei mehreren tausend, zu der Zeit noch D-Mark.

Nun kam der Haken an der ganzen Geschichte: Er braucht mich bei der Honigernte. Hat ja schließlich nur zwei Hände. Na toll! Aber gut, ein wenig Neugierde meinerseits war auch vorhanden. Also, Imkerschleier an. Ach wie ich das liebe. Dieser doofe Hut rutscht mir andauernd ins Gesicht und nimmt auch noch die Haare mit. Außerdem juckt es mich immer dann an der Nase, wenn ich mich nicht kratzen kann ...

Er macht den Kasten auf, nimmt eine Honigwabe heraus, kehrt die Bienen mit einem Imkerbesen ab (die fliegen dann wirr um den Stock herum, bis sie durch das Flugloch wieder einsteigen), reicht mir die Wabe, die ich in einen leeren Kasten stellen soll. Ich mag das nicht, wenn sie um mich herumschwirren. Der Satz: "Du hast doch einen Schleier an", macht es nicht besser. So manches Exemplar läßt sich auf mir nieder, krabbelt auf mir herum, findet womöglich den Übergang der Imkerbluse zum Hosenbund und ... nicht auszudenken.

Inzwischen wissen wir, dass es besser ist, die Waben bei schönem Wetter und tagsüber zu entnehmen, nicht erst am Abend. Denn bei Tage sind die Sammelbienen aushäusig unterwegs, wohingegen am Abend die ganze Sippschaft geschlossen zu Hause sitzt. Ferner gibt es sogenannte Bienenfluchten, Trennschieber, die es den Bienen ermöglichen, den Honigraum wie durch einen Trichter zu verlassen, aber nicht wieder zu betreten.

Diese Fluchten schiebt der inzwischen versierte Imker am Tag vorher zwischen Honigraum und Brutraum und schon sind die Honigwaben nahezu bienenleer und er muss er nicht so viele Bienen abkehren, die dann auffliegen, ...

Außerdem habe ich ihm inzwischen "beigebracht", diese Aktion alleine zu managen ;-)

Fürth, 08.04.16
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Kapitel 4: Lernen am lebenden Objekt

Natürlich reicht das ausgiebige Studium von Fachliteratur (Männe hat reichlich davon angeschafft) nicht aus, um Bienenvölker erfolgreich zu führen. Wie überall im Leben bildet die Theorie eine solide Wissensgrundlage, die Praxis muss man sich jedoch erst erarbeiten. Und wie lernt man über das Leben im Volk? Man macht es oft genug auf, um sich mit dem Innenleben zu beschäftigen.

Und hier kam wieder ein wichtiger Rat vom Imkerziehvater: Ein Neuimker, der nur ein einziges Volk bewirtschaftet, "schaut dieses tot". Was bedeutet, dass der Imker das Volk einfach zu oft öffnet und damit stört, als dass es sich gesund entwickeln könnte.

Ergo: Es müssen zwei weitere Bienenvölker her, damit beim Kibitzen durchgewechselt werden kann!

Oh mann, ich wurde schon beim ersten Bienenstock nicht um meine Meinung gefragt, sondern einfach vor vollendete Tatsachen gestellt!

  • Ich musste ein Areal meines heißgeliebten Gartens "abtreten"!
  • Ich darf dort am Abend nicht gießen, da dies die heimkehrenden Flugbienen durchnäßt!
  • Ich kann nicht mähen, wann ich will!
  • Ich muss auf Einflugschneisen achten, um Unfälle zu vermeiden!

Das alles schon wegen eines einzigen Volkes. Und jetzt sollen da noch mehr her!

Und plötzlich erfahre ich, dass er schon als Kind einem Imker in der Nachbarschaft über die Schulter geschaut und beim Einfangen von Bienenschwärmen geholfen hat. Er hätte damals auch selbst gerne Bienen gehabt, die Eltern hatten es seinerzeit nicht erlaubt.

In diesem Punkt habe ich größtes Verständnis für die Haltung meiner Schwiegereltern - schließlich handelte es sich ja nicht um einen Hund oder eine Katze, den/die man als Eltern dann weiterversogen muss, wenn das Kind seiner Aufgabe nicht gerecht wird...

Und schwupps standen da, Franz sei Dank, zwei weitere Völker im Garten.

Fürth, 25.03.16
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Kapitel 3: Zusammenleben mit den Bienen

Im Laufe des Sommers arrangierten wir uns mit den neuen Gartenbewohnern. Alle Pflanzen wurden op-ti-mal bestäubt, ich machte mir einen Spaß daraus, die Bienenkästen hübsch zu bemalen. Denn Eines war von Anfang an klar: Unser Imkern sollte sich deutlich von Anderen abheben. Wenn schon, denn schon.

Ich habe gelernt, dass Frau sich besser nicht länger in der Einflugschneise aufhält, und dass sie es nicht leiden können, wenn vor ihrer Behausung am Boden geharkt, gejätet oder sonstdergleichen in gebückter Haltung verrichtet wird.

Auch der Kater wurde für seine Neugierde bestraft. Noch ein Flitzer im Garten!

Rasenmähen ist ebenso ein Thema. Nicht zu nahe am Bienenstock! Schon gar nicht, wenn das Wetter etwas launisch ist und evtl. Regen ansteht. Ich habe mir dann den Imkerschleier übergezogen und gehofft, dass mich Niemand in dieser Montur beim Mähen sieht - aber sie kommen ja trotzdem und umkreisen mich - mit angriffslustigem Summen im Gepäck. Nicht dieses beruhigende, fast schon schnurrende Summen eines Bienenvolkes an einem sonnigen Sommertag, nein! Sie sagen mir ganz deutlich: "Du bewegst Dich auf unserem Land, hau ab!" Und das hab ich dann stets getan ...

Also entstand ganz automatisch ein Gartenareal, das mehr oder weniger sich selbst überlassen werden musste. Sprich, ich habe Pflanzen gesetzt, die keiner ständigen Pflege bedürfen.

Und dann kam der erste, laue Sommerabend, an dem es vor dem Bienenstock intensiv nach süßem Honig duftete. Ein Erlebnis, das ich so bislang nicht kannte.

Wie ich inzwischen weiß, trocknen die Bienen den Honig. Sie erzeugen mit ihren Flügeln einen steten Luftstrom im Bienenstock, damit Flüssigkeit verdunstet, daher der liebliche Duft im Garten. Denn Honig, der zuviel Feuchtigkeit enthält, ist nicht haltbar. Er würde beginnen zu gären.

3 Liter Nektar sind somit nötig, um 1 kg Honig zu erzeugen. Der sprichwörtliche Fleiß der Bienen! Faszinierend.

Wir freuten uns schon auf unsere erste Honigernte. Und Ehrensache: Das erste Glas bekommt Franz, der Ziehvater.

Fürth, 11.03.16
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Kapitel 2: Erste Berührungen

Da stand er nun. Ein Kasten aus Holz. Und die kleinen Wuslinge flogen stetig ein und aus. Der Neuimker setzte sich teilweise direkt vors Flugloch, um das bunte Treiben ganz genau beobachten zu können, der Rest der Familie hielt respektvollen Abstand.

Schließlich können die stechen! Ach so nein, alles zurück auf Anfang. Die stechen ja nicht! Die wollen nur spielen.

Männe hatte nach einem Imker Ausschau gehalten und im Telefonbuch gestöbert (Wir hatten damals noch keinen Internetanschluss - man staune!). Einen einzigen Eintrag hat er gefunden, was wieder zeigt, dass die Imker auch zu dieser Zeit noch jenseits der Öffentlichkeit agierten.

Und so hatten wir nun ein Volk im Garten stehen und der alte Imker stand als Pate mit Rat und Tat zur Seite.

Ziemlich bald schon musste dieses Volk aufgemacht und hinter die Kulissen geschaut werden. Nur so kann Mann lernen. Waben wurden herausgezogen und die Familie konnte nicht begreifen, wie man sich so etwas antun kann: Bienen fliegen auf, um zu erkunden, wer hier stört.

Die lustige Seite war aber doch, dass man den Imker ein ums andere mal quer durch den Garten flitzen sehen konnte - auf der Flucht. Soviel zum Thema: Die stechen nicht. Sind auf Friedfertigkeit gezüchtet.

Wirklich behelligt haben sie uns aber von sich aus nie und tun es bis heute nicht. Schießlich handelt es sich nicht um Wespen und somit Allesfresser. Sie wollen weder von unserem Kuchen naschen, noch von der Brotzeit abhaben. Sie sammeln ausschließlich Nektar und Pollen - in den Büten.

Als reines Pech ist stets die Situation zu bezeichnen, wenn Frau sich in der Einflugschneise zum Bienenstock bewegt und sich so ein Tier versehentlich in den Haaren verfängt, was mich jedes mal in PANIK ausbrechen ließ und auch heute noch läßt.

Und wer sich, ohne Rücksicht, auf einen Stuhl setzt, auf dem ein Bienchen mal eben einen kleinen Zwischenstopp einlegt, dem ist nicht zu helfen. Das Tier musste sein Leben lassen - der Oberschenkel schwillt auch wieder ab.

Über den Imkerpaten, der gute Franz (Männe nannte ihn liebevoll seinen "Imkerlichen Ziehvater") ist inzwischen leider verstorben, kam Männe dann an seine ersten Gerätschaften. Vorneweg einen Imkerschleier. So ganz ab und an flitzt er aber auch heute noch. Seinen Angaben zufolge ist das immer ein Fall von "Selber Schuld". Entweder zur Unzeit an den Bienen gearbeitet, oder zu schnell und hektisch, oder, oder, oder.

Fürth, 26.02.16
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Kapitel 1: Wie alles begann

Ich bin auf dem Land aufgewachsen und fühlte mich Tieren und Natur schon immer sehr verbunden. Ich hatte als Kind nicht nur ein eigenes Beet im elterlichen Gemüsegarten, nein, ich hatte hinter dem Haus einen eigenen kleinen Garten, in dem ich schalten und walten konnte, wie es mir gefiel.

Direkt ein bisschen neidisch war mein Vater bzgl. meiner ersten Tomatenernte und bei den Kartoffeln erwartete er, in Hochrechnung des Erfolges, kinderkopfgroße Kartoffeln. Er meinte damals, ich gehöre wohl nicht zu den schlauesten Bauern ...

Natürlich gab es dort auch Bienen. Sie waren halt einfach da - saßen im Klee, sodass es sich ein- bis zweimal im Sommer nicht vermeiden ließ, barfuß auf so ein Tier zu treten, was erfahrungsgemäß höllisch schmerzt!!!

Wie Bienen wohnen, dass sie von Jemandem versorgt werden müssen, wohin sie im Winter verschwinden - Schulterzucken - darüber hatte ich mir niemals Gedanken gemacht. In unserer Umgebung hatte ich nie einen Imker wahrgenommen. Schade eigentlich, die Imker der damaligen Generation haben ausschließlich fast schon im Verborgenen gewirkt. Von Außenwirkung oder gar PR keine Rede.

Ein Bienenschwarm? Ich kannte lediglich das Wort.

1999 konnten wir (mein Mann und ich) uns dann unseren Traum vom eigenen Haus mit Garten verwirklichen. Und irgenwann standen dann in meinen Hochbeeten wunderbare Paprikapflanzen, die auch fleissig blühten, und blühten, und noch mehr blüten, aber nur äußerst spärlich Früchte zum Ansatz brachten. Ganz klarer Fall: Die werden nicht ausreichend bestäubt!

In meiner Not griff ich zum Pinsel, um der Natur ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Und in diesem Frühsommer 2001 fing alles an: Mein Mann brachte ein Bienenvolk nach Hause!

Fürth, 20.02.16
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