Geschichten aus dem Reich der Immen

Imkeralltag

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Kapitel 41: Urlaub - ein schwieriges Thema
Kapitel 42: Das Imkermobil
Kapitel 43: Frühjahrsputz
Kapitel 44: Nur noch ein Kapitelchen
Kapitel 45: Doch noch eine Geschichte

Kapitel 46: Alles Ansichtssache
Kapitel 47: Glückskind
Kapitel 48: Bekannt wie ein bunter Hund
Kapitel 49: Der Imker ist sauer
Kapitel 50: Neue Nachbarn

 

 

Kapitel 50: Neue Nachbarn

Schwarm geht - Schwarm kommt. So eine Geschichte kann nämlich auch einmal anders herum ausgehen:

In unserem Garten befindet sich neben der Garage eine gepflasterte Fläche. Nachdem das Pflaster inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist, erfreuen sich die Fugen größter Beliebtheit bei allen möglichen Pflanzen für Wildwuchs. Zwei- bis dreimal im Jahr mache ich mich deshalb daran, sämtliche Sämlinge wie Akeleien, Fingerhüte, Oregano- und Graspflänzchen aus den Fugen zu entfernen.

So auch heute. Seit einer halben Stunde "fröschel ich gebückt rum" und zupfe Pflänzchen für Pflänzchen aus.

Ab und an fliegt ein Bienchen um mich herum.

Je länger diese Aktion dauert, desto mehr Bienen sind hier unterwegs. An der Garagenwand steht ein wabengefüllter Turm mit Beuten, den der Imker hier kurzzeitig abgestellt hat. Die Waben werden nicht mehr verwendet und werden in den nächsten Tagen ihren Weg in den Dampfwachsschmelzer finden, um das Wachs zu gewinnen.

Ich weiß gar nicht, was man an diesen Waben finden kann, es ist definitiv kein Futter darin. Und je mehr ich mich auf meiner zu bearbeitenden Fläche diesem Beutenturm nähere, umso mehr fühle ich mich durch die Summsen bedrängt. Ich beschließe also, meine Tätigkeit hier für heute einzustellen und begebe mich in einen anderen Teil des Gartens. Völlig entspannt jätend und meinen Gedanken nachhängend. Die Bienen habe ich schon nach ein paar Minuten vergessen.

Irgendwann werde ich jedoch wieder aufmerksam, denn in meine schweifenden Gedanken mischt sich nachhaltiges, massives Bienensummen.

Mein Imker ist nicht zuhause und ich habe im Garten stets nebenbei die Aufgabe, auf die hier aufgestellten Bienenvölker zu achten. Sollte ein Schwarm abgehen, möchte ich Meldung machen, damit er flugs nach Hause eilen und sich um die Damen kümmern kann.

Ich löse mich also von meiner meditativen Tätigkeit, um den Anstieg der Lautstärke zu ergründen.

Der erste Blick gilt den Völkern, ob ich hier Schwarmaktivitäten feststellen kann. An den Fluglöchern ist jedoch alles friedlich, ich kann lediglich ganz normalen Flugbetrieb erkennen. Auch am Himmel kann ich keinen Schwarm erkennen.

Mein zweiter Blick fällt auf den Beutenturm und die Garage. Und hier löst sich das Rätsel. Über der Garage ist der Himmel schwarz vor Bienen, es werden immer mehr, die ersten haben sich bereits auf dem Beutenturm niedergelassen.

Wow. Hier zieht wohl gerade ein fremder Schwarm ein und die Bienen, die mich bei meinen Jätearbeiten vor zwei Stunden "belästigt" haben, waren die Spurbienen, die nach einer neuen Behausung gesucht haben. Die leeren Waben wurden offenbar für gut befunden, denn inzwischen krabbeln bereits die ersten Bienen ins Innere.

Schnell zum Telefon, den Imker anrufen. Er befindet sich nicht weit von zuhause, lässt dort alles stehen und liegen und eilt in den heimischen Garten. Bis er jedoch eintrifft, ist der Spuck schon fast vorbei, es ging wieder einmal rasend schnell. Der Himmel ist wieder klar und zwei Drittel der Tiere sind bereits im Kasten verschwunden.

Er hängt ihnen schnell ein paar Brutwaben anderer Völker zu, damit sie einen Grund haben, auf jeden Fall zu bleiben, die alten Waben werden durch frische Rähmchen ersetzt, ein bisschen Futter und dann kann der Kasten fünf Meter weiter zu den bereits hier wohnenden Völkern.

 

Auf gute Nachbarschaft euch allen.

Fürth, 16.05.20
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Kapitel 49: Der Imker ist sauer

Es ist ihm ein Schwarm abgegangen aus einem Volk vor unserem Haus. Immerhin haben sie sich in einem unserer eigenen Bäume niedergelassen aber leider in schwindelerregender Höhe. Unerreichbar!

"Kein Probelm" denkt sich mein Imker, "da rufe ich die Feuerwehr an. Sie sollen mich mit der Drehleiter hochfahren, ist keine große Sache. Immerhin wissen sie ja auch, wo sie mich erreichen können, wenn sie meine Hilfe brauchen."

Gesagt getan - aber: Man müsste dann eine Kostenrechnung stellen. 500 Euro.

??? WIE BITTE ???

Seit Jahren nimmt er ihnen hier im Stadtgebiet diese Arbeit ab. Ein kurzer Anrfuf hatte immer genügt und er war zur Stelle, um Schwärme einzuschlagen und gleich mitzunehmen und tiergerecht zu versorgen. Und nun dieses? Das darf ja wohl nicht wahr sein.

Er beobachtet die Bienentraube in luftiger Höhe vom Boden aus - ein sehr schöner und großer Schwarm. Umso ärgerlicher, dass man ihn nicht erreichen kann. Also stellt der Imker auf unserer Terrasse einen leeren Beutenturm auf, in der Hoffnung, dass ihn die Spurbienen, die die Gegend nach einer neuen Behausung absuchen müssen, begutachten und für gut befinden.

Aber den restlichen Tag tut sich so gar nichts mehr. Sie sitzen da oben wie festgemeiselt, keine Sucher sind in unserem Garten unterwegs. Auch am folgenden Tag keinerlei Bewegung. Der Imker geht den ganzen Tag nicht aus dem Haus und beobachtet die Bienen mit Argusaugen - nichts.

Tag drei bricht an. Ein sonniger Vormittag. Die Temperaturen steigen. Es wird Mittag. Die Sonne ist längst um das Haus herumgewandert und bescheint auch besagten Baum mit dem Schwarm. Keine Regung.

 

Und gegen 15:00 Uhr geht auf einmal alles ganz schnell:

Es kommt Bewegung in die Traube, die ersten Bienen lösen sich und fliegen auf und ehe man sich versieht, befinden sich alle Tiere in der Luft. Es schwirrt und brummt und man kann sehr schnell die Richtung erkennen, die sie einschlagen wollen. Leider ist es nicht die Richtung unserer Terrasse mit der angebotenen Behausung.

Und bis sich der Imker schnell eine Imkerbluse überziehen und ums Haus laufen kann, sind sie auch schon weg. In Richtung Süden verschwunden. Auf nimmerwiedersehen.

Gute Reise und noch ein schönes Leben. Hoffentlich kommt ihr gut unter!

Fürth, 02.05.20
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Kapitel 48: Bekannt wie ein bunter Hund

Ein kleiner aber feiner Adventsmarkt "um die Ecke", wir bummeln, trinken Glühwein und sehen uns nach netten Kleinigkeiten für unsere Lieben um. Schließlich ist bald Weihnachten. Am Ende der liebevoll dekorierten Scheune hat ein Imker seinen Verkaufsstand und natürlich kommen wir ins Gespräch. Es geht um Bioprodukte und Natur. Und als das Thema "Bienen" auf den Tisch kommt, erzählt mir der Verkäufer mit einem Augenzwinkern:

 

"Als ich im Herbst beim Bäcker war und sich die Wespen wie verrückt in der Auslage mit Zwetschgenkuchen und anderem Gebäck tummelten, stand da ein Mann, der klärte Verkäuferinnen und Kundschaft über den Unterschied von Bienen und Wespen auf. Ich finde es immer toll, wenn sich Menschen mit der Natur befassen.

Dieser Mann hat dann nach seinem Einkauf den Laden verlassen, ging zu seinem weißen Auto und kam noch einmal zurück - mit einer Biene auf der Schulter. Er hat die Verkäuferinnen die Biene dann streicheln lassen."

 

Da fiel bei mir der Groschen! Weißes Auto? Biene auf der Schulter? Das kann ja nur mein Imker gewesen sein. Und die Story paßt auch gut zu ihm!

Er erzählt den Menschen gerne über seine Bienen und klärt Mißverständnisse auf. Und im Laderaum unseres Busses findet sich eigentlich immer das eine oder andere Bienchen, das noch auf irgendeiner leeren Beute, einer Wabe, oder ähnlichem sitzt.

Er hat den Damen in der Bäckerei eine männliche Biene gebracht, eine Drohne, die können nicht stechen.

Fürth, 20.04.2020
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Kapitel 47: Glückskind

Mein Imker macht sich auf den Weg zu einem seiner Bienenwägen. Völker kontrollieren: reine Routine - denkt er.

Vor Ort erwartet ihn ein Schwarm. Weit sind sie nicht gekommen, sitzen im hohen Gras vor dem Bienenwagen. "Das ist einfach", denkt er sich. Schnell einen leeren Kasten genommen, den Boden entfernt, zwei Brutwaben aus einem Volk entnommen und in den Kasten gehängt und dann den Kasten über die Schwarmtraube gestellt.

Sie begeben sich dann hoffentlich samt Königin nach oben auf die Waben. In diesem Fall wird ihr Brutpflegetrieb ausgenutzt. Um den Nachwuchs muss man sich schließlich kümmern! Er muss gepflegt und versorgt werden.

Der Imker ist also gerade dabei, den Kasten überzustülpen, da fällt ihm rein zufällig und mitten in dem Gewusel die gezeichnete Königin ins Auge. Noch nie hat er in einem Schwarm die Königin entdeckt, sie sitzt normalerweise immer irgendwo in der Mitte ihrer Untertanen, für den Imker völlig unsichtbar und versteckt.

Königinnen werden mit einem kleinen Farbpunkt oder einem farbigen Plättchen auf ihrem Rückenpanzer gezeichnet. Zum einen findet man sie auf den Waben leichter, zum anderen weiß man dadurch, wie alt sie ist. Denn jedes Jahr hat seine einheitlich festgelegte Farbe.

Er pickt sich also die erlauchte Dame heraus und will sie vorübergehend in einen kleinen Käfig stecken, nicht dass sie doch noch wegfliegt und der Schwarm somit doch noch weiterzieht. Da fällt sie ihm dummerweise aus der Hand und verschwindet im hohen Gras. Zeter und mordio! In welcher Entfernung seine Flüche wohl noch zu hören sind?

Zwei Meter weiter, nanu? Noch ein Bienenhäufchen, auch im Gras. Also los - selbes Prozedere - Kasten holen, Brutwabe einhängen, drüberstülpen. Und was entdeckt sein wachsames Auge? Auch hier wieder die Königin! Was für ein Tag! Ab in den Käfig mit ihr, der ja noch griffbereit ist. Dieses mal mit mehr Vorsicht. Käfig samt Inhalt in den Kasten, nun kann man getrost abwarten, bis sie eingezogen sind.

Auf dem Rückweg schaut er noch einmal beim ersten Schwarm vorbei. Wie sie sich wohl verhalten? Und siehe da, Majestät hat sich inzwischen aus dem hohen Gras nach oben gekämpft, er findet sie ein zweites mal und kann sie nun doch noch käfigen.

Das ist wirklich kaum zu glauben. Manchmal steht man halbstundenweise vor einem geöffneten Volk, zieht Wabe um Wabe und kann die Dame, obwohl gezeichnet, nicht finden. Und heute? Glück braucht der Mensch!

Er kommt an diesem Nachmittag frohgelaunt nach Hause und meint: "Ich sollte heute Lotto spielen!"

Fürth, 04.04.2020
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Kapitel 46: Alles Ansichtssache

Mai 2016, die Bienen fliegen seit Wochen aus und tragen auch fleißig Nektar ein. Die Honigzargen werden langsam voll. Also müssen die Völker erweitert werden, sprich sie brauchen eine weitere Honigzarge, wissen ansonsten gar nicht mehr wohin mit all den Vorräten. Mein Imker kommt vom Huckepackgelände zurück. Er hatte sich diese Arbeit für heute vorgenommen.

"Stell Dir vor" erzählt er mir "ich musste heute Flächen sperren. Keine Ahnung, was die Mädels heute haben. Das Wetter ist gut, 25 Grad bei Sonnenschein, an solchen Tagen sind sie eigentlich ausnahmslos gut drauf und friedlich, weil beschäftigt. Ich stieg am ersten Bienenwagen aus dem Auto aus und bis ich meinen Schleier übergezogen hatte, haben mich bereits drei Stück gestochen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. In zehn Meter Entfernung vom Wagen haben sie mich noch verfolgt und angegriffen."

Er kann die Vorgänge im Moment nicht nachvollziehen und mutmaßt, das evtl. das naheliegende Rapsfeld in Blüte mit Herbiziden/Insektizieden gespritzt wurde und die Bienen dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Genaues wissen wir jedoch nicht, allerdings kommen uns sofort diverse Filmberichte über den Einsatz bienenschädlicher Spritzmittel in der Landwirtschaft in den Sinn.

Leider wurden auch bereits Kunden von Huckepack, die sich auf dem Gelände zum Ernten aufhielten, gestochen. Ein junger Mann beschwerte sich: Die Bienen seien heute aggressiv!

Einer der Landarbeiter drückte sich anders aus: Die Bienen seien heute nervös.

Wieder einmal wird uns die unterschiedliche Lebensweise der Menschen bewußt. Der Stadtmensch, der das Leben mit der Natur ein ganzes Stück weit hinter sich gelassen hat, bezeichnet sie als "aggressiv" - der rumänische Landarbeiter aus bäuerlichen Verhältnissen, der sein Leben mit und in der Natur verbringt, bezeichnet sie als "nervös".

Hochinteressant.

Fürth, 21.07.18
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Kapitel 45: Doch noch eine Geschichte

Ungefähr eine Woche später steht noch einmal eine Umräumaktion an.

Zunächst widme ich mich den Anpflanzungen, die wir stellenweise im zeitigen Frühjahr vorgenommen hatten. Auf einem breiten Streifen haben wir junge Becherpflanzen gesetzt.

Becherpflanze oder auch durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum). Diese Pflanze liegt uns Beiden sehr am Herzen, da sie ein echter Tausendsassa ist.

Es handelt sich um eine mehrjährige, winterharte Staude, einen Korbblütler. Sie wird bis zu drei Meter hoch, blüht gelb wie kleine Sonnenblumen und ist ab dem zweiten Jahr, wenn sie gut eingewachsen ist, äußerst trockenheitsverträglich.

Sie kann in der Landwirtschaft als Futter- und Silagepflanze angebaut werden und eignet sich sehr gut als Grünfutter für Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe und Ziegen.

Ferner stellt sie als Energiepflanze eine echte Alternative zum Mais dar! Denn: Sie liefert nicht nur eine dem Energiemais vergleichbare Biogasausbeute, sondern ist zudem eine gute Bienenweide.

Unsere grünen Agragwüsten könnten durchaus eine einerseits optische Auflockerung gebrauchen, andererseits dadurch der heimischen Fauna von Nutzen sein.

Wer Interesse hat: Saatgut ist bei uns immer vorhanden

Ich versorge die jungen Pflänzchen mit Wasser und befreie den Pflanzstreifen grob von Unkraut, damit die Silphien eine Chance haben.

Dann braucht mich mein Imker, es müssen zwei Bienenvölker in den Bus verfrachtet werden und zu zweit trägt sich so eine Beute einfach leichter. Und da passiert es: ICH stolpere beim Tragen über ein Loch in der Wiese, komme ins Straucheln und lege mich strecksderlängs auf die Nase.

Das kommt davon, wenn man Anderen aus purer Sensationslust solche Vorfälle wünscht ... Vielleicht sollte ich das Schreiben als "rasende Reporterin" einstellen?

Fürth, 10.05.18
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Kapitel 44: Nur noch ein Kapitelchen

Februar 2016: Ich bin auf die Idee gekommen, unter die Schriftsteller zu gehen und kleine Imkergeschichten zu schreiben. Einen Einblick zu geben, wie es bei Imkers so zu geht. Mit Feuereifer bin ich bei der Sache und die Geschichten sprudeln nur so aus mir heraus. Ist halt auch schon viel passiert, in fast 15 Jahren.

Zunächst 14-tägig möchte ich meine Leser mit neuem Lesestoff versorgen.

10 Wochen später konnte ich bereits die ersten sechs Kapitel online stellen, bekomme durchwegs positives Feedback aus dem Freundes- und Bekanntenkreis und die nächsten 38 Anekdoten sind bereits zu Papier bzw. PC gebracht. Sehr gut, das verschafft mir Luft nach vorne und ich kann meinen Zeitplan einhalten, ohne mir krampfhaft etwas aus den Fingern saugen zu müssen.

Der Imker will sich heute Abend noch einmal aufmachen und Material aus dem Imkermobil auf diverse Bienenwägen verteilen. Ob ich mitkäme, frische Luft schnappen und ein wenig helfen. Damit er nicht so oft laufen muss.

Ja, ich komme mit - aber nur, wenn eine Geschichte dabei für mich rausspringt.

Er sieht mich verständnislos an. "Wie soll das aussehen?"

"Naja, ne kleine Schwalbe beim Ausladen oder so. Vorzugsweise in eine Pfütze ..."

Was ich jetzt nicht verstehe ist, warum ich den Foto nicht mitnehmen darf!

Inzwischen ist die Aktion abgeschlossen, wir sind wieder zuhause, bei einem gepflegten Glas Wein. Trotz Lauerhaltung während des Ausladens ist mir leider kein neues Kapitel vor die Füße gefallen.

Und so wurde die Geschichte über die gewünschte Geschichte zum neuen Kapitel.

Fürth, 20.02.16
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Kapitel 43: Frühjahrsputz

Es ist Frühjahr, die Tage sind nun schon deutlich länger, die Temperaturen klettern immer öfter in den zweistelligen Bereich. Eine erste Bestandsaufnahme hat der Imker dieses Jahr bereits gemacht, die Winterverluste zur Kenntnis genommen, er freut sich über die Völker, die überlebt, sprich, gut ausgewintert haben.

Heute stehen erste Völkerdurchsichten mit diversen Aufräumungsarbeiten auf dem Plan.

Er knöpft sich den ersten Beutenturm vor, nimmt den Deckel ab, schaut sich jede einzelne Wabe an:

  • Wurde das Futter verbraucht?
  • Ist etwas schlecht geworden?
  • Sind Anzeichen für Krankheiten vorhanden?
  • Legt die Königin bereits Eier - ist schon Brut vorhanden?

Er baut den Turm Zarge für Zarge ab, stellt alles zur Seite, bis er beim Bodenbrett ankommt. Auf dem Bodenbrett liegen immer eine handvoll toter Bienen, die sich den Winter über aufgearbeitet haben. Die müssen entfernt und quasi "einmal durchgefegt" werden.

Die Waben werden neu sortiert, so dass das Volk neu durchstarten kann.

Die Bienen verbleiben zum Teil in den zur Seite gestellten Kästen, zum Teil fliegen sie auf, orientieren sich in der Luft und möchten gerne durch ihr Flugloch wieder "einsteigen". Aber hoppla? Da stand doch bis gerade eben noch unser Zuhause???

Der Imker steht hinter dem leergeräumten Bodenbrett, ihm gegenüber, vor dem Bodenbrett hat sich in Fluglochhöhe eine kleine, "verwunderte Bienenwolke" in der Luft gebildet, die es noch immer nicht fassen kann.

Der Imker stellt die erste Zarge auf das Bodenbrett, die zweite Zarge, Deckel drauf. Und - haste nicht gesehen - landet die gesammelte Bienenwolke nach und nach auf dem Anflugbrett und spaziert, Bienchen für Bienchen, flugs zurück in den Bienenkasten. Fast wie ein Staubsauger saugt der Kasten seine Bewohner wieder ein.

Faszinierend.

Fürth, 31.01.18
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Kapitel 42: Das Imkermobil

Zu Beginn der imkerlichen Tätigkeit meines Mannes gab es lediglich unseren PKW. Wie bereits erwähnt, war der Kofferraum stets voll mit imkerlichen Gerätschaften und Zargen. Die Utensilien ergossen sich in manchen Zeiten bis auf die Rücksitzbank und wenn es nach einer Familienfeier galt, eine Oma oder Tante nach Hause zu fahren, mussten immer erst größere Umräumaktionen erfolgen, um überhaupt Platz für einen weiteren Insassen zu schaffen.

Als unser jüngerer Sohn seinen Führerschein hatte, verkündete er, er wäre gar nicht scharf darauf, die rollende Werkzeugkiste zu fahren.

Für etwas Entlastung sorgte ein in der Folge angschaffter KfZ-Anhänger, somit blieb meist zumindest der Rücksitz frei und die Sitzbezüge litten nicht mehr ganz so sehr.

Irgendwann kam der Imker dann auf die Idee, er bräuchte ein gesondertes Fahrzeug. Wir durchforsteten das Internet auf der Suche nach einem geeigneten Vehikel und stießen auf die kuriosesten Variationen, über die wir unsere Witze machten.

Ein Dreirad, wie aus der Pizza-Werbung. Er bekommt noch eine Glocke in die Hand zum Schwenken und kann losziehen und Honig ausfahren.

Letztendlich haben wir uns für einen der kleineren Transporter/Sprinter entschieden und Papa freute sich über sein "Papamobil", wie er es nannte, sein "Imkermobil", seinen "Lastwagen", wobei ich letzteres für etwas übertrieben halte. Für mich ist das der "Bus".

Er liebt den Bus! "Welches Auto nehmen wir?" Wenn ich diese Frage mit "Mir egal" beantworte ist alles klar. Wir nehmen den Bus!

Er wurde dann noch beklebt, damit ein echtes Imkermobil daraus wird und seitdem besitzen wir tatsächlich wieder einen PKW mit benutzbarem Kofferraum.

Fürth, 31.12.17
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Kapitel 41: Urlaub - Ein schwieriges Thema

Im Sommer wegzufahren ist für uns kaum drin! Völkervermehrung - Königinnenzucht - Schwarmverhinderung und Schwarmfang - Honigernte - Auffütterung. Alle diese Tätigkeiten erfordern die unbedingte Anwesenheit des Imkers von April bis September.

Also haben wir es uns zuhause so eingerichtet, dass man sich auch hier gut erholen kann.

  • ER entspannt bei der Arbeit mit und an den Bienen - kann einfach nicht stillsitzen, der Mann.
  • ICH pflege und genieße meinen Garten. Pflanze ein, aus und um; säe und jäte; plane und führe neue Gartenprojekte durch - da fällt mal hier eine Konifere, es entsteht dort ein neues Beet.

Meinen Pflanzenreichtum während meiner Abwesenheit adäquat zu wässern, kann ich sowieso Niemandem zumuten. Da ist es besser, ich bleibe hier, damit alles so versorgt wird, wie ich mir das vorstelle.

Im Jahr 2010 haben wir jedoch einen gewagten Vorstoß unternommen und tatsächlich eine 10-tägige Irland-Rundreise für Ende März/Anfang April gebucht. Der Norden ist einfach unser Ding und nachdem in unser beider beruflichen Umfeldern und auch zuhause alles perfekt geregelt und die Koffer bereits so gut wie gepackt waren, brach auf Island der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen aus und wir konnten nicht fliegen.

Es sollte einfach nicht sein, dass wir hier wegkommen.

Von einem Teil des gesparten Geldes habe ich eine Hängeschaukel für den Garten gekauft, machen wir es uns eben wieder einmal hier gemütlich!

Fürth, 29.11.17
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